Schwedenprozession 2025 in Kronach – eine Bitte um Frieden
Seit 2024 zählt die Kronacher Schwedenprozession zum immateriellen Kulturerbe. Die Anfänge dieser lebendigen Tradition liegen in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Nach Beendigung der ersten Belagerung der Stadt im Jahr 1632 gelobten die Bürger Kronachs die Abhaltung einer alljährlichen Prozession zur Festung Rosenberg. Es folgten weitere Angriffe 1633 und 1634. Auch die Kronacher Frauen stellten sich den Feinden mutig entgegen und verteidigten die Stadtmauer mit Pflastersteinen und siedendem Wasser. In Anerkennung ihrer großen Verdienste verlieh ihnen der Rat der Stadt das Recht, bei der Dankprozession den Männern vorangehen zu dürfen.
Der feierliche Umzug findet stets am Sonntag nach Fronleichnam statt.
In den ersten Jahrzehnten ihres Bestehens führte der Weg der Prozession von der Stadtpfarrkirche hinauf zur Festung, um den Wall, und - nach einem Hochamt in der Festungskapelle - wieder zurück zur Pfarrkirche St. Johannes. An vier Altären wurden die vier Evangelien verlesen. Mit der Fertigstellung der Festungsbastionen im 17. Jahrhundert trat eine Änderung im Ablauf ein. Man verlegte das Hochamt auf den Sammelplatz der Bastion Maximilian (V) und fügte noch eine patriotische Festpredigt hinzu. Während der Prozession wurden 48 Kanonenschüsse abgefeuert. Nach beendigter Feier erhielten das Ratskollegium sowie die Beamten ein Frühstück vom Festungskommandanten, und die „paradierenden Soldaten“ einen halben Eimer Bier. Die Kosten hierfür trug die fürstbischöfliche Kasse, nach der Besitzergreifung durch Bayern im Jahre 1802 die bayerische Staatskasse.
1804 wurde die Aufhebung nahezu aller Wallfahrten und Prozessionen verfügt. Nach langen Bemühungen wurde die Abhaltung des Umgangs 1818 wiederum gestattet, die früheren Leistungen des Staates übernahm nun jedoch die Stadt.
Einschränkungen mussten im Laufe der Geschichte mehrmals hingenommen werden. 1869 war die Festung zu einer Gefangenenanstalt umgestaltet worden und die Prozession in der üblichen Weise wurde untersagt. Es wurde daher der Weg der Fronleichnamsprozession innerhalb der Stadt gewählt. Erst mit dem Kauf der Festungsanlage durch die Stadt 1888 sollte der Schwedenumgang wieder hinauf zur Festung führen.
Die Jubiläumsjahre 1732, 1832 und 1932 wurden festlich begangen. Bei der Zweihundertjahrfeier konnten selbst strömender Regen und ein Orkan den Fortgang nicht stören – eine „heilige Begeisterung hatte Alles ergriffen“.
„Heilige Andacht“ und „innige Rührung“ war jedoch nicht immer bei allen Teilnehmern zu beobachten. 1919 sah man sich zu der Klage veranlasst, „dass … so viele abseits stehen, die Prozession als ein Schauspiel betrachten und von einem Altar zum anderen springen“. Der feierliche Umzug erfreute sich immer einer regen Beteiligung, 1907 wurden über 1200 Männer und 2500 Frauen gezählt. Auch 1932 hatte die „Reichsbahn … Hochbetrieb, denn die vielen Kronacher in der Fremde, denen es halbwegs möglich war, … eilten zur Heimat“.
Um ein wertvolles, dauerndes Andenken zu schaffen, wurde der Schwedenumgang 1921 von den Kammerlichtspielen Kronach im Film festgehalten, die Aufnahmen existieren noch heute.
Während des zweiten Weltkrieges wurde die Prozession von den Nationalsozialisten auf ewig verboten. Begründet wurde dieser Schritt mit der schwierigen Versorgungslage durch den Zustrom vieler Auswärtiger. Das Privileg der Frauen, den Männern voranzugehen, blieb in der fast 400jährigen Geschichte nicht immer unangetastet. 1946 hatte die Prozession nach dem Zweiten Weltkrieg erstmals wieder stattgefunden, die ursprüngliche Aufstellung war im Laufe der Jahrzehnte jedoch verändert worden. 1953 sollte diese mit „Rücksicht auf die Art der Stiftung“ wiederhergestellt werden, die Frauen und Mädchen sollten von nun an dieses Vorrecht wieder uneingeschränkt erhalten.
Heute beginnt der Prozessionstag mit einem Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche St. Johannes. Im Anschluss erfolgt der Gang zu den festlich geschmückten Altären. Die vier Stationen befinden sich am Kriegerdenkmal, auf der Festung und an der Ehrensäule am Melchior-Otto-Platz. Die Dankprozession versteht sich in heutiger Zeit als Mahnung und Bitte um Frieden. Dies kommt in den Fürbitten vor den Altären und während des Umgangs immer wieder zum Ausdruck.
Alle Bürgerinnen und Bürger, unabhängig von der Konfession, sind herzlich eingeladen, an den Feierlichkeiten teilzunehmen. Die Schwedenprozession beginnt am Sonntag um 8:00 Uhr mit der heiligen Messe in der Stadtpfarrkirche Kronach. Der Kronacher Stadtrat trifft sich bereits um 7:45 Uhr am Rathauseingang und geht dann zusammen mit Erster Bürgermeisterin Angela Hofmann zur Stadtpfarrkirche.
Autor: Anja Weigelt, Stadtarchiv