Nisthilfe auf Storchenturm angebracht

Störche in Kronach heimisch machen

Kronach – Es ist schon lange her, als am Kronacher Storchenturm Störche brüteten. Zuletzt kamen manchmal zwei dieser herrlichen Vögel für einige Tage vorbei. Jetzt haben Frankenwaldverein, Feuerwehr Kronach, Landesbund für Vogelschutz und Naturschutz sowie Bund Naturschutz zusammengeholfen, einen 1,50 Meter großen Weidenkorb anzubringen, der als Nisthilfe dient.

„Vor zwei Jahren war ein Storchenpaar hier und versuchte sogar, ein Nest zu bauen“, erinnert sich Georg Barnickel vom Frankenwaldverein Kronach. Einige Reisigstäbe zeugten davon. Auch letztes Jahr waren einige Male Störche da: sie suchen. Er erkundigte sich über die Gewohnheiten der Störche. „Der Storch sucht.“

Die Storchenpopulation wird immer größer, weil im Winter nicht mehr so weite Flüge in den Süden notwendig werden. Dadurch gehen nicht mehr so viele verloren. Ein Gespräch mit Türmer Thomas Baier gab ihm letztendich den Ausschlag. „Wenn du das schaffst, dass da oben ein Korb hinaufkommt, dann habe ich Respekt vor dir“, habe ihm der Kronacher Türmer gesagt. Das gab letztendlich den Ausschlag.

Letztes Jahr traf Georg Barnickel beim Jubiläum des Bund Naturschutz LBV-Kreisvorsitzenden Uli Münch. „Ich unterstütze dich dabei“, habe Münch ihm zugesagt.

In der Stadtratssitzung trug er sein Vorhaben vor. Stefan Wicklein informierte ihn, dass es genehmigt wurde. Da kam der Sohn des Mitwitzer Altbürgermeisters Hans-Peter Laschka ins Gespräch: Matthias Sell, der zusammen mit seiner Frau Christin Sell eine Korbmacherei in Lübeck führt. Der hatte erst letztes Jahr mehrere Nisthilfen für den Mitwitzer Raum geschaffen. „Jetzt sind wir soweit, der Korb ist da.“

Selbstverständlich war Hans-Peter Laschka mit seiner Frau Barbara dabei, als die geflochtene Nisthilfe in Kronach angebracht wurde. Selbstverständlich übernahm Sohn Matthias Sell sehr gerne diesen Auftrag. Der Sohn heiratete in die Lübecker Korbmacherei ein. In Lichtenfels machte das Ehepaar gemeinsam die Meisterprüfung. Die Nisthilfen sind Spezialanfertigungen, aber unser Sohn hat mittlerweile die Erfahrung.“ Die Nisthilfe besteht aus Naturweide.

Angela Hofmann, Bürgermeisterin von Kronach, war die Freude richtig anzumerken. Sie war Frankenwaldverein, Bund Naturschutz, Landesbund für Vogelschutz und der eigenen Feuerwehr unendlich dankbar, dass diese die Aktion gemeinsam durchführten. „Ich finde diese Aktion unglaublich wichtig.“ Es geht um den Naturschutz, um den Erhalt unserer Störche. Der Name Cranach-Stadt zielt ja vielleicht auch etwas in diese Richtung. „Es wäre schön, wenn wir den Storch wieder in Kronach heimisch machen könnten.“ Vor allem weil er ein Glücksbringer ist und für Kindersegen steht.

„Wir haben heuer 50 Jahre Kreisgruppe und feiern unten im Tal am Hof der Familie Barnickel.“, meinte Christine Neubauer vom Bund Naturschutz. Also in Sichtweite des Storchenturms. „Vielleicht sehen wir da heuer schon einen Weißstorch“, hofft sie auf den Einzug des prächtigen Vogels.

Eine Zunahme des Bestands bestätigte Cordula Kelle-Dingel, die sich für den Landesbund für Vogelschutz stark für den Schwarzstorch engagiert, aber auch sehr für ihr Engagement für den Weißstorch bekannt ist. Über tausend Brutpaare gibt es in Bayern. In den 80er und 90er Jahren war der Bestand ganz weit unten. Viele profitieren davon, dass sie im Winter nicht mehr so weit Fortziehen. Dadurch ist ihre Überlebensrate größer. Die Weißstörche breiten sich in ganz Bayern aus.

„Ja, schwierig“, antwortet sie auf die Frage, wie es angesichts des massiven Wandels in der Region mit dem Schwarzstorch aussieht. „Wir versuchen, eine neue Erfassung auf die Beine zu stellen.“ Bis vor kurzem gab es einen starken Aufwärtstrend bei den Schwarzstörchen -  bevor jetzt so viel Wald verschwindet. „Es gibt schon noch einige Brutpaare.“ Sie ist jetzt schon sehr gespannt, ob die Tiere heuer wieder Nistmöglichkeiten finden.

Die Freiwillige Feuerwehr Kronach übernahm gerne diese schwierige Aufgabe. Die große Drehleiter wurde jedenfalls problemlos durch die engen Gässchen bugsiert. „Wir müssen die Nisthilfe schon ordentlich festmachen“, erklärte Stefan Wicklein, Vorsitzender der Feuerwehr Kronach. Diese muss auch bei Sturm und widrigen Bedingungen fest bleiben. Andreas Schütz und Ricardo Ciolka befestigen das große geflochtene Rad in schwindelnder Höhe.

„Wir sehen schon die Möglichkeit, dass sich hier in Kronach das nächste Weißstorchpaar ansiedelt“, hofft LBV-Kreisvorsitzender Uli Münch. Die Störche sind Nutznießer des Klimawandels. Die Winter sind nicht mehr so kalt, die Vögel müssen nicht mehr so weit ziehen. Die meisten wandern nicht mehr bis Afrika. Sie bleiben in Südfrankreich oder Spanien hängen, viele Störche bleiben sogar in Deutschland. Wo sie halt Nahrung finden. Schließlich habe sich auch die Landwirtschaft verändert. Hier werden nicht mehr so viele kritische Stoffe ausgebracht. Dadurch nimmt auch Die Fauna zu.

Der Weißstorch hat auch sein Fressverhalten verändert. Er ist nicht mehr so stark von Fröschen abhängig. Er frisst jetzt auch Mäuse oder Regenwürmer, oft auch Insekten. Viele Feuchtgebiete wurden trockengelegt und nutzbar gemacht. „Wenn ein gutes Mäusejahr ist bekommt er alle Jungen durch.“

 

Wer schieß erstes Bild vom Storch?

Werden Störche in die neue Nisthilfe am Kronacher Storchenturm einziehen? Der Landesbund für Vogel- und Naturschutz Kronach wird dem ersten, der einen Storch im neuen Nest entdeckt und ein Foto zusendet, ein kleines Geschenk überreichen. Bild bitte an kronach(at)lbv.de senden.

 

Text und Fotos: rg

Sie waren unter anderem verantwortlich, dass die Nisthilfe auf dem Kronacher Storchenturm angebracht wurde, von links: Georg Barnickel vom Frankenwaldverein Kronach, Feuerwehr-Vorsitzender Stefan Wicklein, Feuerwehr-Kommandant Christian Büttner, Christine Neubauer vom Bund für Naturschutz, Uli Münch von Landesbund für Vogel- und Naturschutz und Kronachs Bürgermeisterin Angela Hofmann.

Storchennistnest

Anlieferung der Nisthilfe in Mitwitz: Das Bild zeigt, von links, den Mitwitzer Altbürgermeister Hans-Peter Laschka, Schwiegertochter Christin Sell, Sohn Matthias Sell und Enkel Karl.

Ricardo Ciolka (links) und Feuerwehrvorsitzender Stefan Wicklein bringen die große Nisthilfe in die Nähe der Drehleiter.

Storchennistnest

Andreas Schütz und Ricardo Ciolka machen die Nisthilfe für den Transport mit der Drehleiter in luftige Höhen fest.