Kooperationsvereinbarung für Kompetenzcenter Pflege unterzeichnet
Mitwitz- „Was heute auf dem Papier festgehalten wird, ist in Wahrheit schon längst gewachsen: ein starkes Bündnis aller Partner, die an einem Strang ziehen, um die Pflege im Landkreis zukunftsfest zu machen“, betonte Landrat Klaus Löffler beim Festakt im Mitwitzer Wasserschloss. Persönlich am meisten stolz mache ihn, dass der Antrag, das Projekt ein gemeinsames Werk sei. Von Anfang an hätten alle Partner am selben Ziel gearbeitet. Diese enge Kooperation sei auch ein Signal: „Pflege geht uns alle an!“
Bayerns Gesundheits- und Pflegeministerin Judith Gerlach teilte mit: „Das „Kompetenzcenter Pflege“ in Kronach ist ein sehr gelungenes Beispiel dafür, wie ein Landkreis die Gestaltung der Pflege vor Ort aktiv angeht. Im Rahmen unserer Förderrichtlinie „GutePflegeFöR“ sind zahlreiche Förderanträge für Pflegeinitiativen eingegangen, allerdings enthielt bislang kein Antrag ein vergleichbares landkreisweit gedachtes Versorgungskonzept. Mit dem neuen Kompetenzcenter entsteht ein einzigartiges trägerübergreifendes Netzwerk, das kommunale und pflegerische Akteure zusammenbringt. Die gewonnen Erkenntnisse aus der wissenschaftlichen Begleitung werden als Blaupause für weitere Landkreise zur Verfügung stehen.“
Von Anfang an sei klar gewesen, dass ein solches Projekt nur dann gelingen könne, wenn es von vielen getragen werde, erklärte der Landrat. Er dankte allen Beteiligten - insbesondere dem Landtagsabgeordneten Jürgen Baumgärtner, ohne dessen Unterstützung das Projekt so nicht hätte durchgeführt werden können; wird dieses doch auf dessen Initiative mit Mitteln in Höhe von 170.000 Euro unterstützt.
„Das Kompetenzcenter Pflege ist ein passendes Werkzeug, um dem anstehenden erhöhten Pflegebedarf angemessen zu begegnen und die Pflegestrukturen inklusive Fachkräfte zu sichern und zu entwickeln“, unterstrich Jürgen Baumgärtner, der den Dank auch an Ministerpräsident Markus Söder sowie Ministerin Judith Gerlach weitergab. Bereits jetzt könnten nicht mehr alle Betten in den Pflegeheimen belegt werden, da man die examinierten Kräfte nicht finde. „Wir werden für die Pflege in den stationären Einrichtungen radikalste Reformen auf den Weg bringen müssen“, appellierte er.
Der Landrat bekundete die Notwendigkeit des Projekts. Demnach sind aktuell rund 8 Prozent der Bevölkerung im Landkreis pflegebedürftig. Mit 77 von 1000 Menschen sind es somit fast doppelt so viel wie der bayerische Durchschnitt. Zudem fühlten sich pflegende Angehörige oft alleine gelassen, wenn es darum geht, Informationen, Beratung und Unterstützung zu finden. Die Pflegeanbieter kämpften mit dem Fachkräftemangel.
Nicole Laurinat als Konzeptleiterin im Landratsamt erläuterte die Grundsätze und Ziele der Kooperationsvereinbarung, die von den Bürgermeistern sowie weiteren wichtigen Partnern unterzeichnet wurden. Alle Kooperationspartner betonten dabei die Bereitschaft zur Zusammenarbeit im guten Miteinander, da es nur gemeinsam gehe. Die Tür steht für weitere potenzielle Partner jederzeit offen.
Die Orientierung an den Lebenswelten älterer Menschen beziehungsweise Pflegebedürftiger, die Vernetzung aller Akteure, eine ganzheitliche Sichtweise, digitale und innovative Ansätze sowie eine kontinuierliche Evaluation und Weiterentwicklung liegen dem Projekt - so Nicole Laurinat - als wesentliche Punkte zugrunde. Ziele seien die konsequente Nutzung des Prinzips „ambulant vor stationär“, den Abbau regionaler Unterschiede in der Versorgung, die Sicherung und Gewinnung von Fachkräften, die Transparenz über Bedarfe und Angebote, zukunftsfähige und wirtschaftliche Pflege- und Unterstützungsstrukturen sowie Autonomie und gesellschaftliche Teilhabe älterer Menschen beziehungsweise Pflegebedürftiger.
„Der für die Förderrichtlinie „GutePflegeFöR“ aus Kronach eingegangene Antrag ist nicht nur volumentechnisch der größte, sondern meiner Meinung nach auch der ambitionierteste, vielleicht der visionärste“, würdigte Maximilian Heinkele, Referent für pflegerische Versorgungsstrukturen im Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention. Das Projekt trage enormes Potenzial und biete die große Chance, davon zu lernen, indem Kronach Vorbild für andere Kommunen sein könne. Der Kreisvorsitzende des Bayerischen Gemeindetags, der Küpser Bürgermeister Bernd Rebhan, bekundete, dass alle 18 Kommunen das Leuchtturmprojekt sehr gerne unterstützen. Schließlich gehe es dabei um die Menschen in unseren Gemeinden und Städten, von denen die meisten schon jahrzehntelang hier wohnten und sich für ihre Heimat oft auch in Vereinen und Verbänden einbrächten. hs
Eckdaten: Ab Mitte 2026 soll das Kompetenzcenter Pflegeunter Trägerschaft des Landkreises Kronach seine Arbeit aufnehmen – mit fünf zentralen Modulen: Eine zentrale Beratungs- und Koordinierungsstelle (erste Anlaufstelle für alle Fragen), eine digitale Plattform mit Chatbot (Rund um die Uhr erreichbar), dezentrale Pflegelotsen (Persönliche Begleitung zu Hause – in fünf Regionen des Landkreises), Einsatz digitaler Zukunftstechnologien und Wohnraumberatung (Unterstützung beim Einsatz moderner Pflegetechnologien und bei seniorengerechter Wohnraumanpassung), Fachkräftesicherung und Qualifizierung in der Pflege (Enge Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit)
Mehrwert: Pflegebedürftige sowie Angehörige werden entlastet durch Information, Beratung und Unterstützung. Pflegedienste und Einrichtungen werden bei der Fachkräftesicherung und Digitalisierung unterstützt.Die Pflegeprävention wird gestärkt. Bestehende Angebote - zum Beispiel von Kommunen - werden sichtbar gemacht und besser nutzbar.Die Zusammenarbeit aller Beteiligten wird intensiviert, um Doppelstrukturen zu vermeiden und Synergien zu nutzen. Für die Pflegeplanung wird Transparenz geschaffen, damit vorausschauend und bedarfsgerecht gesteuert werden kann.DieAttraktivität des Landkreises wird weiter gesteigert – als lebenswerter Ort für alle Generationen.
Momentane Kooperationspartner: Städte, Märkte und Gemeinden im Landkreis Kronach, Arbeiter-Samariter-Bund Kreisverband Kronach, Bayerisches Rotes Kreuz Kreisverband Kronach, Caritasverband Landkreis Kronach, Diakonisches Werk der Dekanatsbezirke Kronach-Ludwigsstadt/Michelau, Pflegedienst Foidl, Helios-Frankenwaldklinik, AOK Bayern, Bundesagentur für Arbeit, Hochschule Hof