„Offene Hilfen“ sucht ehrenamtliche Helfer
Der Fachbereich „Offene Hilfen“ der Lebenshilfe Kronach unterstützt Menschen mit Behinderung bei einer selbstbestimmten Freizeitgestaltung.Zur Unterstützung werden neue ehrenamtliche Helfer gesucht.
Kronach. Hoch zu Ross oder gar auf einem Lama, bei rasanten Fahrten auf der Sommerrodelbahn, einem ausgedehnten Besuch des Kronacher Freischießens oder ganz entspannt auf einer Hängebank sitzend und ein wohlverdientes Päuslein einlegend – Sieht man in die Gesichter der fröhlichen Gruppen, die am diesjährigen Sommer-Freizeitprogramm der „Offenen Hilfen“ für Kinder, Jugendliche und Erwachsene teilnahmen, schaut man in glücklich strahlende Augen: Menschen mit und ohne Behinderung freundschaftlich Hand in Hand oder „kumpelhaft“ untergehakt, bei lautem Lachen, ins Gespräch vertieft oder auch mal gemeinsam schweigend – Was für wunderschöne Bilder!
Auch heuer stieß das Sommer-Freizeitprogramm der „Offenen Hilfen“ der Lebenshilfe Kronach wieder auf großes Interesse.
„Die Offenen Hilfen“ gibt es seit 26 Jahren – mit dem Ziel, Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen durch individuelle Betreuungsangebote zu unterstützen und zu begleiten“, erklärt der Leiter des Fachbereichs, Sebastian Spichal, MA Erziehungs- und Bildungswissenschaften. Anspruch auf das Angebot – ehemals FED (Familienentlastender Dienst) haben Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Behinderungen, Sinnesbeeinträchtigungen und chronischen Erkrankungen. Neben Einzelbetreuungen, die auch in der häuslichen Umgebung und in den Räumen der „Offenen Hilfen“ stattfinden können, wird ein umfangreiches Freizeitprogramm für Gruppen angeboten. „Die Inanspruchnahme – insbesondere die individuelle Begleitung in der Freizeit – nimmt stetig zu“, freut sich Spichal.
Das vielfältige Betreuungs- und Beratungsangebot – wie unter anderem auch das Sommer-Freizeitprogramm - kann in der bestehenden Form nur durch ehrenamtliche Helfer aufrecht erhalten werden. Hierfür werden laufend neue Ehrenamtliche gesucht. „Jeder Einzelne und seine Zeit, die er Menschen mit Behinderungen schenkt, ist unschätzbar wertvoll“, würdigt Spichal. Sich einbringen kann jeder, der möchte. Hierfür benötigt man keineswegs zwingend Erfahrung Umgang mit Menschen mit Behinderung. Entscheidend sei es, so Spichal, dass die Helfer ihr Ehrenamt aus Überzeugung und mit Freude ausübten sowie offen und respektvoll mit den von ihnen betreuten Menschen umgingen. Alle Ehrenamtlichen erhalten eine Einführung wie auch Fortbildungen zu übergreifenden Themen von hauptamtlichen Mitarbeitern. Den zeitlichen Einsatz und ihr Einsatzgebiet bestimmt jeder Ehrenamtliche selbst – ganz nach seinen Möglichkeiten beziehungsweise Wünschen. Für ihre Tätigkeit bekommen diese eine Aufwandsentschädigung. Viel wichtiger ist aber sicherlich die Zufriedenheit und Erfüllung, die sie durch viele schöne Momente im zwischenmenschlichen Umgang erfahren. Natürlich wird auch gemeinsam gefeiert – so wie jüngst beim traditionellen Sommer-Grillfest. Hierzu sind alljährlich alle im Fachbereich betreuten Menschen - derzeit rund 120 Personen vom Kleinkind bis zum Senior - und deren Angehörige sowie Personal eingeladen. Der Einladung kamen heuer rund 85 Personen nach. Gemeinsam verbrachte man schöne Stunden in lockerer Runde bei Musik, Tanz, guten Gesprächen und leckerem Essen.
Zur Unterstützung werden weitere helfende Hände benötigt – und zwar jeden Alters. Sehr willkommen sind gerade Männer im mittleren oder fortgeschrittenen Alter, die vielleicht beruflich nicht mehr so eingespannt sind und auch unter der Woche Zeit haben. Für Schüler, Studenten und Auszubildende im sozialen Bereich besteht die Möglichkeit eines Praktikums. Sehr willkommen sind auch Interessierte für ein Freiwilliges Soziales Jahr oder den Bundesfreiwilligendienst. Für alle besteht die Möglichkeit, in das Angebot unverbindlich hinein zu schnuppern. Hierzu bietet sich der regelmäßig am Mittwochabend von 19 bis 21 Uhr stattfindende öffentliche Freizeittreff mit Sport-, Kreativ- und Wissensangeboten an. „Einfach telefonisch kurz Bescheid geben. Wir freuen uns über jeden Einzelnen, der sich für unsere Arbeit interessiert und uns vielleicht schon bald darin unterstützt“, hofft Spichal. hs
Prall gefülltes Sommer-Freizeitprogramm der „Offenen Hilfen“
Das Sommer-Freizeitprogramm des Fachbereichs stieß auch in diesem Jahr wieder auf sehr guten Zuspruch. Zu den Programmpunkten für Kinder zählten der Besuch eines Bauernhofs in Buchbach, des Crana Mare sowie des Wasserspielplatzes auf dem LGS-Gelände in Bamberg als auch ein Kinonachmittag in Kronach. Die Erwachsenen hatten viel Freude bei einer Lama-Wanderung in Döbrastöcken, einem Besuch des Freibads in Unterrodach, des Wildparks Tambach und der Landesgartenschau in Bayreuth, beim Minigolf-Spielen in Fischbach, einem Ausflug zum Wildberg-Café bei Tettau, einem Gartenfest in Silberstein sowie einer Floßfahrt in Neuses. Kinder und Erwachsene besuchten die Sommerrodelbahn in Fröschbrunn und das Kronacher Freischießen und unternahmen einen Familienausflug nach Würzburg. hs
Ziele der „Offenen Hilfen“: Sie stärken und erhalten die Tragfähigkeit der Familien und unterstützen so einen Verbleib der Menschen mit Behinderung in den Familien. Sie unterstützen Angehörige im häuslichen Bereich bei deren Betreuung und Pflege und ermöglichen diesen einen Spielraum für eigene Aktivitäten. Gleichzeitig tragen sie dazu bei, die Selbstständigkeit von Menschen mit Behinderung zu erhalten und zu erweitern. Dadurch erfahren diese eine bessere Integration in ihr soziales Umfeld, beispielsweise durch Freizeitmaßnahmen.
Angebote der „Offenen Hilfen“: Der Fachdienst bietet stunden- und tageweise Betreuungen in der häuslichen Umgebung, Kinder- und Gruppenbetreuungen, hauswirtschaftliche Hilfen sowie Begleitdienste zu Behörden, Ärzten, Einkäufen oder Veranstaltungen. Freizeitangebote gibt es in Form von regelmäßigen Freizeittreffs wie Schwimmen, Gymnastik, Tischtennis und Brettspiele oder auch Tagesausflüge, Wochenendfreizeiten, Sommerfreizeit-Programm sowie andere Aktivitäten wie Tanzkurse, Nordic-Walking, Kochkurse oder Konzertbesuche. Sie umfasst weiter eine Beratung im Bereich der Behindertenhilfe wie auch Beratungseinsätze nach dem Pflegeversicherungsgesetz. Möglich ist auch eine Kurzzeitunterbringung bei Ausfall der Hauptpflegeperson in den Räumlichkeiten der „Offenen Hilfen“. Die Kosten für alle Angebote werden in der Regel von den Pflegekassen oder Krankenkassen übernommen. Ansonsten können sie im Rahmen von Stunden- beziehungsweise Pauschalsätzen in Anspruch genommen werden. hs
Kontakt:
Wer das Angebot unterstützen oder auch in Anspruch nehmen möchte, wendet sich an: „Offene Hilfen“ der Lebenshilfe Kronach, Mittelstraße 3, 96317 Kronach, Telefon: 09261 50 63 026 oder 09261 50 63 027, E-Mail: offene-hilfen@lebenshilfe-kronach.de, Bürozeiten: Montag und Dienstag: 8:30 Uhr bis 15:30 Uhr, Mittwoch: 8:30 Uhr bis 18 Uhr, Donnerstag: 8:30 Uhr bis 15:30 Uhr, Freitag: 8:30 Uhr bis 14 Uhr.
„Offene Hilfen“ unter neuer Leitung
Seit dem 1. Mai dieses Jahres hat Sebastian Spichal die Leitung des Fachbereichs „Offene Hilfen“ inne. Für den Oberlangenstädter geht es damit zurück zu den Wurzeln.
Seit Mai dieses Jahres leitet (von links) Sebastian Spichal den Fachbereich „Offene Hilfen“ der Lebenshilfe. Im Büro in der Mittelstraße stehen ihm seine Stellvertreterin – die bisherige Leiterin – Elisabeth Bauer und die Verwaltungsangestellte Carola Schirmer unterstützend zur Seite.
Kronach- Der 28-Jährige ist in der Lebenshilfe kein Unbekannter. Nach seinem Abitur absolvierte er von 2007 bis 2009 – zwei Jahre lang - ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Heilpädagogischen Tagesstätte als auch im Wohnheim der Lebenshilfe. Anschließend studierte er in Bamberg „allgemeine Pädagogik“ mit dem Abschluss des Bachelors und „Erziehungs- und Bildungswissenschaft“ mit dem Schwerpunkt Elementar- und Familienpädagogik mit dem Abschluss Master. Währenddessen und auch danach arbeitete er an einem Forschungsprojekt der dortigen Universität mit, wobei es ihn aber jetzt zurück in die Heimat zog.
„Jetzt geht es für mich also fast zehn Jahre später zurück zu den Wurzeln“, freut sich der Oberlangenstädter. Die „Offenen Hilfen“ sagen ihm aus mehreren Gründen besonders zu. So gebe es dabei – zum großen Vorteil für Personal wie Klienten – viele Schnittstellen zu verschiedenen Fachbereichen der Lebenshilfe. Besonders am - seit Oktober 2003 in der Mittelstraße zu findenden – Fachdienst sei es, dass man alle Jahrgangsstufen vom Kleinkind bis zum Rentner begleite und dabei einen großen Gestaltungsfreiraum habe. Die bisherige LeiterinElisabeth Bauer, die seit 2000 den „Offenen Hilfen“ vorstand, steht ihm als seine Stellvertreterin zur Seite. Sie sorgt zusammen mit der Verwaltungsangestellten Carola Schirmer, die auch weiterhin im Büro tätig ist, für einen reibungslosen Übergang. Spichal möchte den Fachbereich in der bisherigen, bewährten Form weiterführen. Ein besonderes Augenmerk legt er auf ein weit gespanntes Netzwerk mit Kooperationspartnern. Sein wichtigstes Ziel ist eine noch bessere Integration von Menschen mit Behinderungen in die Gesellschaft.
hs