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Für ein Jahr an das andere Ende der Welt – Fischbacherin auf dem Weg nach Australien

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Lilly Geißler erfüllt sich ihren Traum, ein Jahr lang Australien bei einem Work & Travel-Aufenthalt zu erkunden. Dienstagabend stieg die Fischbacherin in den Flieger in Frankfurt, morgen landet sie im „Land der Kängurus“.

Kronach - Gedankenversunken schmökert Lilly Geißler in ihrem dicken Reiseratgeber mit vielen Infos und herrlichen Bildern von Australien. Vor sich auf dem Tisch hat sie weitere Infomaterialien und Unterlagen, Flyer sowie Reiseführer über Down Under ausgebreitet, die sie nach und nach mit leuchtenden Augen und einem strahlenden Lächeln zur Hand nimmt. „Ich bin erstaunlich ruhig“, wundert sich die 18-Jährige, fügt aber gleich hinzu: „Das ist bei mir aber immer so. Die Aufregung kommt bei mir immer erst zehn Minuten vorher – wahrscheinlich erst dann, wenn ich schon im Flieger sitze“.

Der Flieger bringt Lilly am Dienstagabend ab 21.45 Uhr über einen Zwischenstopp nach Sidney. Für ein Jahr wird die Fischbacherin dem Landkreis Kronach den Rücken kehren, um als Backpackerin das andere Ende der Welt zu erkunden. Damit geht für die frischgebackene Abiturientin ein langgehegter Traum in Erfüllung. „Das ist jetzt einfach für mich die Gelegenheit. Ich denke, wenn man erst einmal im Studium drin ist, den Bachelor und Master macht, dann schiebt man das immer weiter vor sich her. Wenn nicht jetzt, wann dann?“, fragt Lilly, die Psychologie studieren möchte und sich daher an verschiedenen Unis beziehungsweise Hochschulen beworben hat. Trotz eines Einser-Abiturs mit einem Notendurchschnitt von 1,7 steht sie momentan noch wegen des sehr hohen Numerus Clausus auf der Warteliste. „Das schlimmste für mich wäre es, einfach abzuwarten und nichts beziehungsweise nichts Sinnvolles zu machen. Die Wochen nach dem Abitur waren schön, noch einmal im Bett umdrehen. Auf Dauer ist das aber nichts für mich, sondern viel zu langweilig“, so die 18-Jährige, für die ihre Australien-Reise aber weit mehr als nur ein Überbrücken zum Studium ist.  

So wäre sie auch nach Australien geflogen, wenn es bereits heuer mit einem Studienplatz geklappt hätte. Fremde Länder haben auf die Fischbacherin schon immer einen besonderen Reiz ausgeübt. So war sie beispielsweise bereits beim Schüleraustausch des Kaspar-Zeuß-Gymnasiums in Amerika dabei. Dass sie nach dem Abi für ein Jahr lang ein fremdes Land bereisen würde, stand für sie daher schon lange fest – nicht jedoch das Ziel Australien. So war es eigentlich zunächst ihre Wunschvorstellung, als Au Pair-Mädchen nach Japan in eine Familie zu gehen. „Japan ist das  komplette Gegenteil der westlichen Welt. Diese Unterschiede faszinieren mich“, schwärmt Lilly, die diesbezüglich auch in verschiedenen Foren angemeldet ist. Im  Gegensatz zu ihrem nunmehrigen Work & Travel-Aufenthalt hätte sie dabei aber alles selbst organisieren müssen – ohne Absicherung. „Man weiß nicht, in welcher Familie man landet und ob man vielleicht nicht nur als billige Putzkraft ausgenutzt wird“, meint sie. Außerdem wäre dies auch zeitlich gesehen sehr knapp zu händeln gewesen, da man erst kurz vorher Bescheid erhalte, wo es genau hingehe. Alleine für das Visum brauche es ja aber zwei Wochen. Eine Freundin von Lilly erzählte ihr schließlich davon, dass diese selbst für ein Jahr als Backpackerin nach Australien gehe und fragte, ob sie mitkommen wollte – eine Idee, mit der sich Lilly schnell anfreundete.

„Australien ist ein Land voller Gegensätze“, ist Lilly, die eine Vorliebe für Mythen und Legenden hat, voller Vorfreude. Einerseits sei es ein sehr fortschrittliches, modernes Land. Andererseits gebe es dort auch noch viel Ursprüngliches - das Outback, fernab der Zivilisation. Es umfasst beinahe drei Viertel der Fläche Australiens und erstreckt sich hauptsächlich über das Northern Territory und Western Australia sowie Teile von Queensland, New South Wales und South Australia. „Ich hoffe nur, dass ich nicht dort krank werde“, sagt sie. Ansonsten mache sie sich aber diesbezüglich wegen Australien keine Sorgen. Es sei - auch weltpolitisch gesehen - ein eher ruhiges Land mit einer geringen Kriminalitätsrate und einer guten medizinischen Versorgung. Besonders freut sie sich auf die Vielfalt der Natur, die herrliche Landschaft, die wunderbaren Nationalparks und Schutzgebiete. Lilly hat einen Tauchschein und möchte natürlich auch in Australien ihrem Hobby nachkommen.  

Rund 2.000 Euro musste sie an die Agentur bezahlen – einschließlich Flug. Ihr Visum kostete 240 Euro. Bedenken, dass sie in Sidney keinen Job findet, hat die 18-Jährige nicht. In der Millionenmetropole gebe es genügend Jobs für Work & Traveller – insbesondere Farmarbeit, als Kellnerin oder - was ihr am liebsten wäre - als Au pair in einer Familie. Nach ihrer Ankunft in Sidney wird Lilly mit ihrer Freundin für vier Tage in einem Hostel untergebracht. Mit ihrer Arbeitserlaubnis kann sie bis zu sechs Monate beim gleichen Arbeitgeber beschäftigt werden. Länger will sie aber sowieso nicht an einem Ort bleiben, sondern möglichst viel das Land bereisen, Land und Leute kennenlernen. Jobs würden am schwarzen Brett in den Hostels angeboten beziehungsweise auch auf Internetportalen für Backpacker.

Ihre Familie zeigt großes Verständnis für Lilly, die noch eine jüngere Schwester hat, und ermutigte sie sogar darin. Lediglich ihre Oma habe schon ein wenig Bedenken. „Ich bin jetzt 18 Jahre. Das ist meine Sturm- und Drangphase. Ich möchte das jetzt machen“, sagt Lilly bestimmt. Gleichzeitig räumt sie ein, eigentlich eher der Typ zu sein, der möglichst viel plane und sichergehen wolle. Es sei daher für sie eine besondere Erfahrung und auch Herausforderung, wenn es mal eben nicht so sei. Falls es nicht klappen sollte, sei dies auch keine Schande. Mit ihrem Visum könne sie ein- und ausreisen, wann sie wolle, also auch früher zurückkehren. So oder so: Sie werde sicherlich für sich und ihren weiteren Lebensweg viel für sich mitnehmen. „Vielleicht werde ich sagen, Großstadt nie wieder“, überlegt sie und ergänzt: „Vielleicht will ich aber gleich noch in ein anderes Land“. So ist sie nach wie vor im Forum für Au Pair in Japan angemeldet - man weiß ja nie!
 
hs